Umwelt & Grün

Kirsten Tiedemann über das Naherholungsgebiet Waller Feldmark als Walles »Grüne Lunge«


»Keine Rechtsgrundlage für die Bebauung.«

 

Von den 16.000 Kleingärten in Bremen (Stadt) befinden sich 4.000 im Bremer Westen rechts und links vom Waller Fleet. Die Gartengrundstücke sind überwiegend im Besitz der Stadtgemeinde Bremen, ein kleiner Teil gehört privaten Eigentümern (»Bauernland«) und der Evangelischen Kirchengemeinde. Sie alle verpachten ihre Flächen teilweise seit 100 Jahren an Kleingartenvereine. Daneben befindet sich eine unbekannte Anzahl von sogenannten »Eigenlandparzellen« in Privatbesitz. Es gibt mehr als zehn Kleingartenvereine, in denen sich die Kleingärtner zur Verwaltung (Pachtzahlung/ gemeinsame Wasserversorgung/ Wegepflege usw.)zusammengeschlossen haben und zur Vertretung ihrer Interessen nach außen. Zur tatsächlichen Nutzung der Kleingärten in der Waller Feldmark gibt es unterschiedliche Angaben: Ein Bündel von Gründen führte dazu, dass in Bremen dem Landesverband der Gartenfreunde e.V. zufolge insgesamt etwa 350 Kleingärten ungenutzt brach liegen – viele davon im Bremer Westen. 

 

Im Herzen des weitläufigen Parzellengebietes befindet sich eine Kirche – die Fleetkirche am Storchenweg. Sie dürfte bundesweit einmalig sein. In der Waller Feldmark habe sich verschiedene Initiative etabliert: Der Internationale Garten hilft beispielsweise, Menschen verschiedener Kulturen miteinander zu verbinden. In direkter Nachbarschaft dazu befindet sich Wupp, das Waller Umweltpädagogik Projekt. Und »Garten jEden« ist eine gut funktionierende Beschäftigungsinitiative im Milanweg. Verstreut im Gebiet sind die letzten bewohnten Kaisenhäuser in Kleingärten zu entdecken. Es sind kleine Wohnhäuser mit Ursprung in der Wohnungsnot nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Kaisenhausmuseum im Behrensweg erinnert an die Geschichte dieser ungewöhnlichen Gartenwohnkultur.

 

Für die gesamte Fläche liegt ein Plan vor, der vorsieht, dort das neue »Naherholungsgebiet Bremer Westen« zu entwickeln: Bereiche mit Kleingärten, Wochenendhausgebieten, Biotope mit Obstbaumwiesen, Radwege und Flächenangebote zum Grillen u. ä. und auch Ausgleichsflächen für Baumaßnahmen sollen hier ihren Platz erhalten. Dieses Vorhaben wurde im Oktober 2016 öffentlich vorgestellt. Mehr Details...

 

Im gültigen Flächennutzungsplan findet die seit langem angekündigte Entwicklung ihre rechtliche Grundlage. Das Gebiet hat seinen Status »Kleingartengebiet« verloren und wird nun als »Gestaltungsraum Kleingärten, Freizeit und Natur Bremer Westen« ausgewiesen. Es gibt gegenwärtig folglich keine Rechtsgrundlage, um in der Waller Feldmark zu bauen. Mehr Details im Flächennutzungsplan Bremen.

 

Kirsten Tiedemann ist freie Historikerin und Autorin. In ihrer jüngsten Forschung untersuchte sie das Wohnen auf der Parzelle in Kleingartengebieten zwischen 1944 und 2002; Stichwort: »Kaisenhäuser« als Krisenmanagement und Stadtentwicklung von unten und als eine Do-it-yourself Baukultur. Daraus ist das wunderbare Buch »Mehr als ein Dach über dem Kopf« entstanden, das unbedingt lesenswert ist. Außerdem betreibt sie den Blog »Gärtnern in Bremen«, auf dem Tiedemann Fotos, Ereignisse und Einschätzungen zu aktuellen Themen der Gartenszene gibt: www.kirstentiedemann.wordpress.com

Arbeitsgemeinschaft Tafelobst im KGV Eiche


Gesund und gut: Findorff Obst für »Bremer Tafel«

 

Im Kleingartenverein Eiche in Findorff gibt es ein spannendes Projekt zu entdecken: Garten – und NaturfreundInnen pflanzen und pflegen hier mit Unterstützung des BUND Obstbäume – hauptsächlich alte Apfelsorten. Geliefert wird das regional erzeugte Obst an die Bremer Tafel. Das Projekt leistet nicht nur einen wertvollen Beitrag zur gesunden Ernährung, sondern bietet im Nebeneffekt auch unseren heimischen Singvögeln einen idealen Lebensraum. Denn diese finden  in den hochstämmigen Apfelbäumen Nahrung und Brutplätze. Zwischen 5 und 20 Menschen treffen sich in regelmäßigen Abständen, um gemeinsam alte Obstsorten und Gemüse anzubauen; sich gegenseitig zu zeigen, wie es geht und nach getaner Arbeit in gemütlicher Runde zu schnacken. Im Herbst wird die Ernte zur Bremer Tafel nach Oslebshausen gebracht. Dort nehmen dankbare Abnehmer die frische regionale Ware entgegen, sortieren sie und verteilen sie an Menschen, die Lebensmittel von der Tafel bekommen. Auch in den Gärten anderer Menschen kommen wir zum Ernteeinsatz und bringen die Früchte anschließend zur Tafel. Wer mitarbeiten will oder seine Früchte zur Verfügung stellen mag, ist herzlich eingeladen. mehr...

 

Kontakt: Heike Schumacher, BUND Bremen, Telefon 0421 / 790 02 56. Der Tafelobstgarten ist zu finden in der Kleingärtnergemeinschaft Eiche e.V. , Eddaweg 6.